Bodrum (Türkei)

27.09. – 07.10.2004

Ein Reisebericht

Badeurlaub in Bodrum

Bodrum - vom armen Fischerdorf zum St. Tropez der Türkei

Auf der Landkarte unten links - schräg gegenüber der Insel Kos - findet man Bodrum. Erst seit den 70er Jahren ist Bodrum überhaupt in Touristenführern verzeichnet, da es vorher ein kleines Fischerdorf war. Die malerischen Buchten wurden dann jedoch von der türkischen Glitzerwelt entdeckt und der Ruf der Stadt wurde bald auch außerhalb des Landes bekannt. Die vielen Schiffe im Hafen aus aller Welt, meist private kleine Segelyachten, zeugen davon, dass das 'St. Tropez der Türkei' überall beliebt ist.

Allerdings scheint man hier hauptsächlich im Sommer die Vergnügungen anzutreffen, für die der Ort mittlerweile so bekannt ist, denn ab spätestens Mitte Oktober werden die Sonnenschirme eingeklappt und mit den Touristen zieht auch ein Großteil der einheimischen Bevölkerung davon: im Sommer verzeichnet Bodrum ungefähr 2000000 Einwohner, im Winter aber nur um die 30000. Viele erzählen uns, dass sie im Winter in Deutschland wohnen oder in einer Großstadt wie Ankara, da es zu dieser Zeit in Bodrum nichts zu verdienen gibt. Wir haben Glück, denn zu dieser Jahreszeit sind die meisten Touristen schon wieder zu Hause, aber das Wetter ist noch traumhaft und wir genießen die besten Plätze am Meer und am Pool wie auch im Restaurant.
 

AusfuhrverbotAusfuhrverbot

Vor dem Flug in die Türkei wurden wir eindringlich gewarnt, dass wir auf gar keinen Fall irgendwelche Dinge als Souvenirs von historischen Stätten mitnehmen sollten, und am besten wäre es auch, nicht einmal Muscheln am Strand zu sammeln. Das hätte bereits einige Touristen hinter türkische Gitter gebracht. Vorgewarnt, wie wir sind, amüsieren wir uns ziemlich über das im Flughafen aufgehängte, mehrere Meter große Hinweisschild, allerdings eher wegen der sprachlichen Originalität...

Meine ängstliche Nachfrage bei einem unserer Reiseführer, Fatih, wird allerdings nur belächelt. Ich könnte GERNE Muscheln sammeln und mit nach Deutschland nehmen, und bei den in Deutschland bekannten Fällen wäre es tatsächlich um Leute gegangen, die in Troja und an ähnlichen Stellen Steinchen aus den Wänden gemeißelt hätten. Nun gut, die Anwesenheit eines Meißels in der Tasche mit den "zufällig" gefundenen Steinen ist in der Tat schwer zu rechtfertigen.

Wir sammeln also ein paar harmlose kleine Muscheln sowie die hübschen Überreste einiger Seeigel ein und hoffen, dass die Tiere vor nicht allzu langer Zeit starben, so dass sie noch nicht als Fossilien gelten. Dann wahrscheinlich eher die türkischen Pralinen, die man als Souvenir kaufen kann - einige Packungen haben eine bedenkliche Staubschicht.
 

Dolmus - Abenteuer Busfahrt

Das Haupttransportmittel in diesem Urlaub ist für uns der Bus, sei es der Reisebus, der uns vom Flughafen zum Hotel brachte, oder der Dolmus (sprich: Dolmusch), eine Art Linienbus, den es wohl nur in der Türkei gibt. Diese Kleinbusse mit 12 -15 Sitzplätzen verkehren auf einer bestimmten Strecke, haben aber keine Haltestellen. Man kann an jeder beliebigen Stelle die Hand heben und in einen vorbeifahrenden Dolmus einsteigen, und an jeder Stelle im Dolmus 'Stop' rufen, um auszusteigen.  Zumindest in der Nähe unseres Hotels erkennt man den Dolmus schon von Weitem am Geräusch, weil er meist total überladen versucht, im ersten oder zweiten Gang den steilen Berg zu überwinden.

Die Fahrt kostet für alle gleich viel, egal, ob man nur 100 Meter mitfährt oder die ganze Strecke, aber es sind auch nur umgerechnet 75 Eurocent für eine Fahrt von 10 bis 15 Minuten. Bezahlen darf man übrigens nicht beim Ein- oder Aussteigen, denn das würde ja den Fahrer aufhalten und seine Fahrtzeit durcheinander bringen. Man setzt sich also erst einmal hin (wenn noch Sitzplätze frei sind) und tippt dann seinen Vordermann an, reicht ihm das Geld und signalisiert, für wie viele Personen man zahlen möchte. Der reicht es weiter nach vorn, zum nächsten Fahrgast, bis das Geld zum Fahrer kommt. Der wechselt dann während der Fahrt das Geld (was sicherlich genauso wenig zur Verkehrssicherheit beiträgt wie das konsequente Nichtbeachten roter Ampeln) und das Restgeld kommt auf dem gleichen Weg zurück. Erstaunlicherweise funktioniert das sehr gut.
 

Unser Hotel: Belizia Deluxe Resort in Icmeler

Blick aus dem Hotelzimmerfenster

Gebucht hatten wir seitlichen Meerblick, und so hatten wir erwartet, dass wir uns ziemlich weit aus dem Fenster lehnen müssen, um das Meer sehen zu können. Wir werden überrascht: dieses Bild zeigt den Blick aus unserem Fenster! Das Hotel Belizia wurde offensichtlich im Internet von vielen Gästen ziemlich böse verrissen, was wir nicht nachvollziehen konnten. Ein Gast erzählt uns, im Vorjahr wäre der große neue Hotelblock noch nicht da gewesen und an seiner Stelle hätten mehrere kleine Apartmenthäuser gestanden. Durch den Umbau sei viel von dem gemütlichen und urigen Stil verloren gegangen. Hotelansicht vom Pool aus

Wir als Hotel-Neulinge haben diesen Vergleich nicht, fühlen uns aber sehr wohl. Die Zimmer sind groß, sauber und geschmackvoll eingerichtet, das Personal ist hilfsbereit und freundlich, die Essensauswahl ist riesig, der Pool ist groß und schön, die Animation diskret und der fehlende Sandstrand durch eine Badeplattform gut ausgeglichen. Sicherlich ist es ein großer Vorteil, zum Saisonende zu reisen, denn so ist das Hotel nicht überlaufen. Wir können uns gut vorstellen, dass der Speisesaal, in dem man zu den Stoßzeiten durchaus auch mal länger nach einem Tisch suchen muss, in der Hauptsaison ungemütlich und überfüllt ist, denn auch so besteht durch das Buffet und Kellner, die leer gegessene Teller sofort vom Tisch reißen, ein bisschen Mensaatmosphäre. In den beiden Restaurants ist es aber ruhig und gemütlich. 

Unser Hotel liegt nicht direkt in Bodrum, sondern im Vorort Icmeler, der in etwa 10 - 15 Minuten mit dem Dolmus zu erreichen ist. Der fährt übrigens bis spät in die Nacht, so dass man das Nachtleben in Bodrum durchaus erleben kann, wenn man will. Das Nachtleben im Hotel ist allerdings auch recht ausgeprägt, aber die Musik der Open-Air-Disco hört man mit geschlossenem Fenster nur sehr leise. Und man sollte die Fenster sowieso schließen, denn die Mücken kümmern sich nicht darum, ob man sich mit Autan eingerieben hat oder nicht. Und die Klimaanlage funktioniert schließlich auch sehr gut.
 

Atatürk und wie aus Halikarnassos Bodrum wurde

Nicht nur das türkische Geld ist mit dem Bild von Mustafa Kemal bedruckt - er ist überall zu finden (unter anderem im Hafen von Bodrum) und wohl in jedem Ort ist eine Straße nach ihm benannt. Der erste Präsident der Republik Türkei führte umfangreiche Reformen im Land durch und näherte es an Europa an (und während unseres Urlaubs wird zufällig gerade von der EU entschieden, dass Beitrittsverhandlungen mit der Türkei geführt werden sollen). Vom Parlament bekam er den Beinamen Atatürk - Vater der Türken.

Unter anderem ersetzte Atatürk die arabische durch die lateinische Schrift, verbot das Tragen von Fez und Schleier, schaffte Religion als Pflichtfach in der Schule ab und führte das aktive und passive Wahlrecht ein.

In Bodrum, damals noch unter dem Namen Halikarnassos bekannt, steht ein altes Kreuzritterkastell, welches nach Petrus benannt war: Castellum Petronium. Den schwierigen Namen 'Petronium' konnten die Einwohner anscheinend nicht richtig aussprechen, so dass mit der Zeit 'Potrum' daraus wurde. Mit Atatürks Einführung der lateinischen Schrift entstand dann der Name Bodrum, was also eigentlich 'Petrus' heißt.

In Bodrum ist der Name Halikarnassos übrigens noch erhalten geblieben, denn die bekannteste Disco heißt Halikarnas. Durch die kleinen Einkaufsstraßen in Hafennähe fährt öfter ein kleiner offener Wagen mit lauter Musik und drei Frauen, die darauf leicht bekleidet tanzen, um Werbung für die Disco zu machen - allerdings kostet der Eintritt allein 20 Euro, und auch die Getränke sollen nicht gerade günstig sein. Obwohl die Disco auf großen Plakaten behauptet 'You can´t say you´ve been to Bodrum if you haven´t been in Halikarnas' beschließen wir, es auch ohne das Halikarnas in Bodrum auszuhalten.
 

Felsengräber

In der Nähe von Dalaman liegt der Fischerort Dalyan. Mit dem Boot wird man durch eine malerische Schilflandschaft gebracht, in welcher Caretta-Caretta-Schildkröten zu finden sind. An der Mündung des Flusses ins Meer legen die Schildkröten im Frühjahr und Winter ihre Eier an einer langen Sandbank, die daher teilweise abgesperrt ist - in den anderen Bereichen kann man Muscheln suchen, nach Schildkröten (vergeblich) Ausschau halten oder im herrlichen klaren Wasser baden und sich von kleinen Fischen anknabbern lassen. Auf der Fahrt dahin kann man lykische Felsengräber vom Boot aus betrachten. Die Gräber sind bis zu sieben Meter tief in den Fels geschlagen worden, und da man an der Steilwand nicht anders arbeiten kann, wird angenommen, dass sich die Arbeiter mit Seilen von oben an der Wand herabließen, um dann hängend den Bau der Gräber zu beginnen. Die rechten Gräber waren für die Familie eines Königs gedacht - das große Grab für ihn, die vier kleinen daneben für seine vier Frauen und das unvollendete Grab auf der anderen Seite für einen seiner Söhne. Da dieser Sohn aber eine Beziehung zu seiner Schwester einging, fiel er in Ungnade und sein Grab wurde nicht fertig gestellt.
 

Schlammbad für die Schönheit - oder nur aus Spaß!

Weiter geht es - nach Felsengräbern und Badepause werden wir zu heißen Schwefelquellen (ebenfalls bei Dalyan) geschippert. Hier sollen wir zehn Jahre jünger werden, wenn wir uns genau an die Instruktionen halten: Zunächst einmal krabbelt man in ein pipiwarmes und nach faulen Eiern riechendes Wasserbecken und versucht, den Geruch zu ignorieren, da man zehn Minuten darin bleiben soll. Von nebenan hört man schon Quietschen und Jubeln, und kurz darauf weiß man auch, wieso hier alle so begeistert in das Schlammbad springen: es ist höchstens vierzig Zentimeter tief, aber das schlammige und mit kleinen Bröseln (die man noch Tage später in den Badesachen wiederfindet) versetzte Wasser trägt - man kann alle viere von sich strecken, ohne unterzugehen. Dabei wird man natürlich grau-braun-matschig, aber da alle so aussehen und selbst gesetzte ältere Damen und Herren einen Heidenspaß dabei haben, kommt man sich kaum noch komisch vor. Dann muss man die Schlammschicht trocknen lassen, was in der Sonne recht schnell geht, um sie dann in improvisierten Duschen wieder so gründlich wie möglich abzuduschen. Wir sind nicht um zehn Jahre jünger geworden, aber wir hatten viel Spaß und können diese Schlammschlacht nur weiterempfehlen!
 

Das Geld - so schnell wird man Millionär

Die türkische Lira ist quasi noch eine Steigerung zur ehemaligen italienischen Lira, denn hier geht es nicht um Tausender, sondern um Millionen.

Dabei ist die Inflation der letzten Jahre gewaltig gewesen. Im Reiseführer von 1997 steht, dass nur Scheine von 10 000 bis 500 000 Türkischer Lira in Umlauf sind - heute sind die Scheine zu 500 000 die kleinsten Scheine überhaupt.

Gemeinerweise sehen die Scheine alle sehr ähnlich aus, und so muss man immer Nullen zählen, um nicht versehentlich zehn statt einer Million als Trinkgeld zu geben - wobei es nicht allzu dramatisch wäre, denn eine Million entspricht etwa 50 Eurocent. In diesem Land ist man also recht schnell Millionär, jedoch nicht mehr lange, denn ab Januar 2005 wird eine neue Währung eingeführt. Die Umrechnung wird nicht schwer fallen, denn es werden einfach sechs Nullen gestrichen.
 

Unser Internet-Abenteuer

Aha - im Hotelprospekt steht, dass es einen kostenpflichtigen Internetzugang gibt. Da wir online ein paar Leute grüßen und mein Handy für International Roaming freischalten lassen wollen, lassen wir uns vom Hotelportier in den so beschilderten "Internet Room" führen - als wir ihn sehen, müssen wir uns allerdings das Lachen verkneifen, bis der Hotelangestellte verschwunden ist. Der altersschwache PC fährt aber hoch und amüsiert uns dann mit den altvertrauten Hinweisen von Windows - allerdings auf türkisch. Das ist schon etwas ungewohnt.

Kompliziert wird es jetzt beim Tippen - auf der türkischen Tastatur gibt es einige Buchstaben, die es bei uns nicht gibt, zum Beispiel ein 'c' mit Häkchen dran an der Stelle, wo bei uns das Komma ist. Leichter übersieht man allerdings, dass das 'i' in zwei Versionen existiert - einmal mit und einmal ohne Punkt, wobei das ohne Punkt leider an der Stelle steht, wo wir Deutschen ein normales 'i' vermuten. Daher brauchen wir ziemlich lange, um ein paar Internetseiten aufzurufen, weil die natürlich mit dem falschen 'i' nicht funktionieren. Aber schließlich klappt es doch - nur die Mails und SMS, die wir nach Hause schicken, sind für die Empfänger schlecht zu lesen, weil hier eben doch der eine oder andere Buchstabe falsch ist und von den Programmen in unverständliche Buchstabenreihen umgesetzt wird. Na ja, der Wille zählt. ;-) Und zu guter Letzt war mein Handy für International Roaming freigeschaltet!
 

Hamam - Türkisches Bad

Na klar, das mussten wir auch noch ausprobieren - wenn man schon in der Türkei ist, will man ja auch das sagenumwobene türkische Bad ausprobieren. Wir testen die touristische Nepp-Version, finden den Einblick aber ganz interessant: Eine Gruppe von etwa zehn Leuten wird zunächst auf die günstigen Preise für die Massagen hingewiesen (nein, danke... das Angebot müssen wir im Hotel auch schon immer ausschlagen, weil wir keine Lust drauf haben), dann erst einmal zum warm werden in eine ganz normale Sauna gesteckt. Wer warm genug ist, kann dann rübergehen ins Hamam - die eigentliche türkische Sauna.

Hier sitzen wir im Halbkreis im Dampf um eine Art gekacheltes Podest herum und lassen uns erst einmal von einem der beiden Masseure mit einem Ziegenhaarhandschuh so richtig schön abschrubbeln - die Arme, den Rücken, die Schultern und sogar den Bauch und das Dekolleté. Das ist ganz schön kratzig und man ist doch sehr froh, zwischendurch immer wieder mit lauwarmem oder kaltem Wasser überschüttet zu werden. Wer abgeschrubbt ist, darf dann auf das Podest steigen und sich hinlegen - die Fliesen sind angenehm warm. Und schon kommt der zweite Masseur mit einem großen Eimer Seifenwasser und schäumt einen so richtig ein. Einige verschwinden fast im Seifenschaum, bevor es an eine schnelle und sicherlich im Original-Hamam etwas anders ablaufende Massage von hinten und von vorne geht - ganz schön kitzelig, am Bauch massiert zu werden! Aber nach gut zwei Minuten ist schon alles vorbei und man darf noch weiter im Dampfbad sitzen, vor sich hin transpirieren und sich gelegentlich mit Wasser übergießen.
Ein Hotelgast berichtet uns von einem 'richtigen' Hamam, und wir stellen fest, dass wir wohl nur eine sehr stark abgespeckte Version kennen gelernt haben, aber es war ein witziges Erlebnis!


Zum Abschied noch drei Sonnenuntergänge - ich kann mich nicht entscheiden, welches der schönste war...

     


Hannover, 12.10.2004

 

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